Unsere Reise in die Stoffwindelwelt

„Alle 3 Kinder wurden mit Stoffwindeln gewickelt und sind heute 9 Jahre, 5 Jahre und 2 Jahre alt.“

Bei unserem ersten Kind hat mich die Vorstellung der vielen Müllsäcke, voll mit Wegwerfwindeln von Babys, zum Umdenken gebracht. Im Geburtsvorbereitungskurs der Initiativ Liewensufank wurden uns Höschenwindeln und Überhosen aus Stoff gezeigt.

Ich war begeistert von dieser Alternative, während mein Mann sich unsicher war, ob er das schaffen würde. Damals gab es wenig an Informationen und Beratung über die Stoffwindeln, weshalb wir vieles einfach durch Ausprobieren lernten.

Die All-in-One (AIO), eine Windel, wo Saugeinlage und Außenschutz fest miteinander vernäht sind, war damals neu auf dem Stoffwindelmarkt. Sowohl mein Mann als auch die Oma waren von dieser Windel begeistert und nun überzeugt, dass sie es schaffen konnten, mit Stoff zu wickeln. Also kamen diese Windeln auf unsere Geburtsliste. Damals waren sie einfach weiß und es gab keine so tollen Muster wie heute. Es gab sie in verschiedenen Größen von Neugeborenen- bis Kleinkindermodell.

Wir berechneten die Menge an Windeln so, dass wir alle 2 Tage waschen mussten und kauften zur Aufbewahrung einen großen Eimer mit Deckel.

Mein Sohn kam einen Monat zu früh zur Welt, wog unter 3 kg und die Neugeborenenwindel war erstmal zu groß. So mussten wir den ersten Monat mit Wegwerfwindeln überbrücken. Danach starteten wir mühelos mit den Stoffwindeln. Ich wickelte ca. alle 3 Stunden tagsüber und nachts einmal. Waschen und trocken war organisatorisch kein Problem. Wir benutzen während der Wintermonate einen Trockner und im Sommer Trocknen die Windeln draußen. Da die Einlagen unserer AIO-Windel aufklappbar waren, trockneten sie recht schnell. Wir benutzten sie Tag und Nacht und es klappte recht gut damit.

Beim Wickeln benutzten wir ein kleines Handtuch zum Trocknen und einen normalen Waschlappen zum Saubermachen. Beides wuschen wir zusammen mit den Stoffwindeln mit 60°; und mit 90°, wenn unser Sohn krank war.

Stoffwindeln machen einen etwas dickeren Popo, sodass wir die Kleidergröße der Bodys schneller wechseln mussten. Body-Verlängerungen kannten wir damals noch nicht.

Die Stoffwindeln nahmen auch in der Wickeltasche mehr Platz ein als Wegwerfwindeln, weshalb wir auch die Wickeltasche bald austauschen mussten.

Unterwegs benutzten wir anfangs Feuchttücher. Aber dann fanden wir es einfacher, trockene Waschlappen einzupacken, sie vor dem Wickeln zu befeuchten und mit den gebrauchten Windeln in einem „Wetbag“ zu lagern. Das ist ein mit PUL (Polyurethane laminated) beschichteter Sack, der luftdurchlässig ist, aber die Nässe nicht durch lässt.

Reisen planten wir so, dass wir Ferienwohnungen mit Waschmöglichkeit den Hotels vorzogen oder zu Verwandten reisten, wo wir waschen konnten. Meistens klappte das. Einmal hatten wir eine Windel zu wenig mit und unser Sohn reiste in ein Handtuch gewickelt nach Hause. Mit 2 Jahren wurde er tagsüber sauber.

Unsere Tochter kam termingerecht zur Welt, war aber mit 2,5 kg sehr klein. Obwohl unsere Neugeborenenwindel erst ab 3 kg passend sein sollte, versuchten wir dieses Mal erfolgreich von Anfang an, die Stoffwindeln zu benutzen.
Inzwischen gab es „Wetbags“ in vielen verschiedenen Größen (Wetbags, übersetzt: Nasstaschen, sind Windelsäcke für unterwegs, in denen gebrauchte Stoffwindeln transportiert werden können). Wir ersetzten unsere Windeltonne durch einen großen Wetbag und hängten einen kleineren ins Bad, um den Weg vom Wickelplatz zur Windeltonne/Wetbag im Keller abzukürzen.

Wie bei unserem Sohn benutzten wir lange nur die AIO-Windel. Da meine Tochter mit 2 Jahren noch nichts vom Sauberwerden wissen wollte, wurden die Windeln nun ein wenig zu klein und wir kauften für nachts Strickwindeln mit Einlagen und Wollüberhosen dazu. Strickwindeln, weil diese für mich am wandelbarsten waren und wir sie am längsten bei einem weiteren Kind verwenden konnten.
Mit 3,5 Jahren wurde sie sauber.

Unsere größeren AIO-Windeln zeigten jetzt einige Gebrauchsspuren. Manche Nähte waren aufgerissen und der Klettverschluss hielt nicht mehr so gut, was die Funktionalität aber nicht beeinflusste. Der PUL an den Beinbündchen begann sich jedoch abzulösen (was die Windel undicht lassen werden kann).

Als ich mit meinem dritten Kind schwanger war, hatte sich der Stoffwindelmarkt inzwischen weiterentwickelt und ich fand immer wieder Stoffwindeln mit tollen Mustern, denen ich nicht wiederstehen konnte. So kamen AI2-Windeln (Windeln, bei denen Überhose und Saugeinlage zum Waschen voneinander getrennt werden können) und einige Pocketwindeln (AIO-Windel mit einer Tasche,um zusätzliche Einlagen zu fixieren) in unser Haus.
Mein zweiter Sohn hatte über 3kg bei der Geburt und der Stoffwindelstart bereitete keine Probleme. Nach 4 Monaten begannen nachts die Stoffwindeln auszulaufen. Auch ein Wechsel der Windelgröße und eine zusätzliche Einlage brachten uns nicht weiter. Ich suchte Rat bei einer Stoffwindelberaterin, die uns zu Windelhöschen und Überhose in der Nacht riet. Die AIO, die wir jetzt jahrelang Tag und Nacht bei unseren Kindern benutzt hatten, sind nämlich eher für tagsüber gedacht. Es war pures Glück, dass es bei unseren älteren Kindern auch nachts geklappt hatte, da sie wohl eher kleinere Pipimengen produzierten. Nach der Umstellung auf Windelhöschen aus Baumwolle, Bambus oder Hanf mit Woll- oder PUL-Überhose hatten wir nachts keine Pannen mehr.

Die größeren AIO-Windeln, die bereits nach unserer ersten Tochter etwas gelitten hatten, überstanden leider kein drittes Kind mehr. Der Klettverschluss hielt nur noch mit einem unterstützenden Body und durch die stetige PUL-Ablösung waren sie nicht mehr dicht. Leider konnten wir sie nicht mehr reparieren und mussten sie aussortieren. Unsere ersten Windeln hatten ihren Dienst getan.

Bis unser letztes Kind, welches aktuell 2 Jahre alt ist, auf die Toilette geht, wird es jetzt mit einem bunten Rest verschiedener Windeln gewickelt, die ich im Laufe der Zeit dazugekauft hatte. Sowohl AIO’s und AI2’s als auch Höschenwindeln, Strickwindeln und Mullwindeln. Wenn der Vorrat etwas knapp wird, falte ich auch Mullwindeln mit einer Einlage und Überhose zurecht.

Im Nachhinein sind wir sehr glücklich über unsere Entscheidung für die Stoffwindeln vor 9 Jahren!

 

A.

Artikel aus unserer Elternzeitschrift „baby info“ 4/2017

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