Wir alle hören und kennen es. Wahrscheinlich haben wir es auch so gelernt, bzw. wurden wir vielleicht auch so erzogen? „Bitte“ und „Danke“! Oder wie war es bei Ihnen? Haben Sie schon mal darüber nachgedacht?
Können Sie sich daran erinnern?
– „Sag doch der Tante « Auf Wiedersehen » “
– „Wie heißt das Wort?“
– „Was sagt man, wenn man etwas bekommt?“
Solche Beispiele gibt es unendlich viele. Oftmals denken wir gar nicht darüber nach, was wir hier nun eigentlich verbal von uns geben und ob das Kind wirklich dem auch Folge leisten kann und möchte?
Lernt das Kind durch unsere Aufforderung, dass es die Worte „Bitte“ und „Danke“ aus freiem Willen sagen kann? Oder ist es ein gezwungenes „Bitte“ und „Danke“? Wie lernt ein Kind wirklich, diese Worte in seinen aktiven Wortschatz aufzunehmen? Und wie lernt es diese auch adäquat zu benutzen? Ist es richtig, dem Kind mitzuteilen, wie es sich zu verhalten hat?
Durch die häufige Anfrage des Erwachsenen, doch bitte der Aufforderung „Bitte“ und „Danke“ zu sagen nachzukommen, lieb und nett zu sein, kann es eher zu anderen Situationen kommen. Es könnte möglich sein, dass Kinder diesem Wunsch nicht gerne Folge leisten und wütend oder trotzig werden, obwohl sie gerne folgsam sein möchten.
Die Kinder würden diese Worte lieber in ihrem eigenen Tempo zu benutzen lernen, freiwillig nett sein und nicht unbedingt nach Aufforderung ein eingefordertes Verhalten zeigen.
Sicherlich ist es ratsam, dem Kind in der Erziehung den richtigen Weg vorzuzeigen. Sind wir Erwachsene nicht dafür zuständig, dem Kind als Vorbild zu dienen? Das Kind lernt durch uns, was es heißt „Bitte“ und „Danke“ zu sagen. Es hört diese Worte von uns in den Situationen, in denen es angebracht wäre, diese zu benutzen.
Beim Spaziergang begrüßen wir denjenigen, der uns entgegenkommt. Die Kinder hören es und lernen es in ähnlichen Situationen zu benutzen.
Beim Bäcker bestellen wir das Brot häufig mit: „ Ich hätte bitte gern dieses Brot.“ Und wir bedanken uns, wenn wir es erhalten haben. Schenkt uns jemand einen Blumenstrauß, bedanken wir uns ebenfalls.
Das Kind sieht und hört viel mehr von uns, als wir es vielleicht erahnen können und sie nehmen sehr viel von dem Erwachsen auf.
« Kinder möchten dem Erwachsenen so gerne gefallen und möchten sich an uns angleichen und wachsen. »
Einen Versuch ist es wert, sich selber im Alltag bewertungsfrei zu beobachten und zu schauen, in welchen Situationen wir welche Worte benutzen. Und vielleicht schaut bzw. hört das Kind dabei zu und lernt entspannt beim Zuhören und Zuschauen…
Freiwillig und selbstständig diese Worte zu benutzen ist ein unschätzbares Gut, das auch unsere Kinder innerlich stark machen kann. Sie wissen diese ihnen zur Verfügung gestellte Freiwilligkeit zu schätzen und brauchen sich nicht unnötig gegen diese „Erziehung“ zu wehren.
Das Kind spürt das Vertrauen des Erwachsenen, das ihm entgegengebracht wird und kann dadurch zu mehr Selbständigkeit in seinem Wortschatz und auch in seiner Persönlichkeit gelangen.
Ich frage mich manchmal, warum wir Erwachsenen das oft in Frage stellen und meinen, wir müssten dem Kind stets sagen, was es zu tun hätte? Die Kinder möchten doch eigentlich gerne diese Worte benutzen.
Ich sage nun auch „Danke“ für das Lesen des Artikels und hoffe, sie hatten viel Freude. Und vielleicht regt dieser Artikel den ein oder anderen zum Nachdenken an.
Claudie Goudemond
Bewegungspädagogin, Pikler-Pädagogin und Mitarbeiterin bei der IL.
Ein Artikel, der in der Elternzeitschrift „baby info“ veröffentlicht wurde (nr 2/2018)